Ev. Waldfriedhof Rangsdorf

Ein Friedhof ist nicht nur ein Ort der Trauer, der Besinnung und der Stille,

 

sondern auch ein Ort der Begegnung mit alten Bekannten und Nachbarn, der Begegnung mit Traditionen, der Begegnung mit der Geschichte, des Gesprächs, der Natur, des Friedens, der Kultur und für diesen oder jenen Menschen der Begegnung mit Gott.

 

Rundgang

 
Bannerbild
Bannerbild
Bannerbild
Bannerbild
Bannerbild
Bannerbild
Bannerbild
Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Ein Denkmal der Liebe in Rangsdorf

 

Ein Denkmal der Liebe in Rangsdorf

 

Seit dem Tag des Offenen Denkmals 2019 schmückt eine kostbare Holztafel die Apsis der Rangsdorfer Kirche. Es handelt sich bei dieser Tafel um ein Totenkronenbrett. Alten Berichten zufolge gab es davon 16 Stück auf dem Kirchenboden. Leider sind die meisten verschollen. Aber ein Brett ist erhalten und von Diplom-Restauratorin Carmen Runkewitz aus Berlin konserviert und restauriert worden. Es wurde einst für die Jungfer Dorothea Hänicke (1761-1781) aus Brusendorf angefertigt, die vermutlich als Dienstmagd im Rangsdorfer Gutshaus tätig war und deshalb auch hier bestattet wurde.

 

Text:  „Gedächtnis Der Tugendhaften Jungfer: Dorotea Elisabeth Hänicken, geboren zu Brusendorff. Den 19.August.1761. dehren Vatter ist gewesen Michael Hänicken und dehren Mutter Anna Catarina Kitzingen. Dieselbe hat bey hiesiger Hoch Redlichen Herrschaft 5.Jahr in diensten gestanden und sich Treu, Fleißig, Keusch und Christlich aufgeführet, bis endlich der Herrscher aller Welt am 19.Mertz 1781 auß dieser Welt abgefordert, und ihr Leben gebracht auf 19 Jahr: 7 Monate: Leichen Text im Buch der Weißheit Cap. 5. V16.17.“

 

Was hat es mit diesem Brauch eigentlich auf sich? Die Kunsthistorikerin Dr. Sylvia Müller schreibt dazu in ihrem Buch „Denkmäler der Liebe“, Berlin, 2007, S.7:

 

„Der uns heute eigentümlich anmutende Brauch war bei beiden Konfessionen nicht nur im gesamten deutschsprachigen Raum, sondern auch in vielen Ländern Europas, ja sogar weltweit verbreitet. Er wurzelt in der archetypischen Totenhochzeit, die in verschiedenen älteren Kulturen nachgewiesen ist. Dabei ging man von einem irgendwie gearteten Weiterleben der Verstorbenen aus und gestand diesen - nicht zuletzt aus Furcht vor ihrem Unwillen - Rechte zu, auf die sie als Lebende einen Anspruch gehabt hätten. Die Verheiratung galt als das wichtigste Ereignis im Leben eines Menschen, und daher musste gerade sie im Tod nachvollzogen werden.“

 

Unser Rangsdorfer Totenkronenbrett ist ein Zeugnis für diesen Brauch. Leider ist die Totenkrone selbst nicht mehr erhalten.

 

Pfarrerin Susanne Seehaus im Oktober 2019

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Di, 21. Januar 2020

Bild zur Meldung

Weitere Meldungen