Dr. Martin Krüger
Dr. Martin Krüger, Lebensmittelwissenschaftler, geboren am 24. Dezember 1893, verstorben am 10. September 1975 im Alter von 81 Jahren. Er wurde in Rangsdorf beigesetzt.
Der Volksmund nannte ihn in Anerkennung seiner Überzeugungen, Tätigkeiten und Verdienste liebevoll „Margarine-Krüger“.
Während des Ersten Weltkriegs diente er als Leutnant in einer Artillerieeinheit und wurde schwer verwundet. Nach dem Krieg arbeitete er im väterlichen Molkereibetrieb in der Altmark. Sein Studium der Milchwirtschaft absolvierte er in Kassel, Kiel und Königsberg. In seiner Dissertation über die Gewinnung von Lab aus Milch bewies er, dass die bisher übliche Praxis falschen Voraussetzungen folgte.
Diese sowie weitere bedeutende Entdeckungen in der Margarineherstellung und Sojaverarbeitung brachten ihm hohe wissenschaftliche Anerkennung. Krüger wurde Syndikus (Geschäftsführer) des Verbandes Deutscher Molkereifachleute, der ab 1931 seinen Sitz in Berlin hatte.
Aufgrund seiner sozialdemokratischen Haltung wurde er im April 1933 durch faschistische Machthaber entlassen und erhielt Arbeitsverbot. Ab 1937 wurde ihm gestattet, unter seiner Qualifikation als Lebensmittelchemiker in Margarinefabriken in Berlin, Hamburg und Ostpreußen zu arbeiten. In dieser Zeit entstanden richtungsweisende Veröffentlichungen zur Margarineherstellung und der damals noch unbeachteten Sojaverarbeitung. Im Zweiten Weltkrieg musste er als „Kriegsdienstverpflichteter“ u. a. in osteuropäischen Gebieten in der Milchwirtschaft tätig sein.
Als nach Kriegsende auch in Rangsdorf ein Neuanfang gesucht wurde, war auf überfüllten öffentlichen Versammlungen der Ruf nach Dr. Krüger als Bürgermeister laut. Die Ereignisse hatten ihn jedoch in die Altmark verschlagen, wo er 1945 die Zuckerfabrik in Tangermünde leitete. Als er zurück kam, setzte er sich mit Optimismus und Elan für den Aufbau einer sozial-gerechten Gesellschaftsordnung ein. Bald musste er erkennen, dass seine wissenschaftliche Arbeit als Leiter des Forschungsinstituts für Milchwirtschaft sowie der Molkereifachschule in Oranienburg durch fachferne Vorgesetzte behindert wurde. Er gab deshalb diese Tätigkeit auf und wechselte an das Patentamt in Berlin. Bis zu seinem Renteneintritt leitete er noch die Margarinefabrik in Berlin-Lichtenberg.
In seinen letzten Lebensjahren engagierte er sich gesellschaftlich in Rangsdorf, war Vorsitzender der Ortsgewerkschaftsleitung und veröffentlichte Beiträge zur gesunden Ernährung im monatlichen Informationsheft „Was – wo – wann in Rangsdorf“.
Dr. Martin Krüger lebte von 1931 bis 1975 in Rangsdorf. Anfang 1933 bezog er mit seiner Frau und den drei Kindern das nach Plänen des Architekten Otto Werner für ihn im Stil des Neuen Bauens errichtete Haus in der Waldhöhe.
Matthias Förster
© Foto: Privatarchiv Krüger



