Walter Kampmann
Walter Kampmann (4. Dezember 1887 in Wuppertal-Elberfeld – 12. Dezember 1945 in
Rangsdorf) war Maler, Bildhauer, Lehrer und Kunstpädagoge.
Als aktives Mitglied der Novembergruppe gehörte er nach dem Ersten Weltkrieg zur künstlerischen Avantgarde, stand in regem Austausch mit den wichtigsten Vertretern der klassischen Moderne und setzte sich für künstlerische Erneuerung ein. 1932 gründete er mit Paul Klee, Max Beckmann, Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger u. a. die Künstlergruppe Selection. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden beide Gruppen aufgelöst.
Er war Sohn des Musikdirektors Wilhelm Kampmann und der Bankierstochter Ida Kampmann. Nach Studium und Lehrtätigkeit an der Kunstgewerbeschule in Wuppertal-Elberfeld wechselte er mit seiner ersten Frau, der Handweberin Friedel (1890 – 20.07.1933), 1919 nach Berlin. Mit ihr hatte er die Söhne Bodo (Goldschmied, Designer, Bühnenbildner, Filmarchitekt), Horst (Keramiker) und Winnetou (Architekt).
In Berlin setzte sich Walter Kampmann als Leiter der Entwurfsklasse an der Höheren Fachschule für Textil und Bekleidung – einer in der Zeit der Weimarer Republik wegbereitenden Einrichtung (heute HTW) – für neue Wege in der künstlerischen Lehre ein. 1933 fand diese enthusiastisch begonnene Entwicklung ein jähes Ende. Walter Kampmann durfte nur noch unter Beaufsichtigung unterrichten. Er erhielt Ausstellungsverbot, wurde 1935 durch die Nationalsozialisten entlassen und als »Entarteter Künstler« eingestuft.
1933 konnte er in Rangsdorf parzelliertes Land kaufen. Nach seinem Entwurf wurde auf dem Grundstück – damals Schierstedtallee/ Ecke Kurparkring, heute Großmachnower Straße/ Ecke Herweghring – 1934 ein Wohn- und Atelierhaus für die Großfamilie errichtet. Die Entscheidung, Berlin zu verlassen und sich in die brandenburgische Natur zurückzuziehen, hing mit den politischen Entwicklungen zusammen. So glaubte Walter Kampmann als Gegner des Naziregimes, sich und seine Familie außerhalb der Großstadt besser schützen zu können.
Trotz Arbeits- und Ausstellungsverbot arrangierte er im Wohn- und Atelierhaus private Ausstellungen. Gezeigt wurden Plastiken und grafische Arbeiten von ihm, Textil- und Handwebereien seiner zweiten Frau Käte, Gold- und Silberschmiedearbeiten von Bodo und Sheila Kampmann. Zum Charakter dieses offenen Hauses gehörten Treffen mit Künstlern. Auch Lesungen fanden statt.
Da sich Walter Kampmann den ideologischen Vorgaben des NS-Regimes nicht unterwarf, wurde er politisch verfolgt. 1935 kam es zur Zwangseinweisung in ein SS-»Umschulungslager«, das den Heilstätten in Hohenlychen angegliedert war. Der Versuch, ihn als unzurechnungsfähig zu erklären, scheiterte. Da er sich nicht beugen ließ, nahm die existentielle Not bedrückende Formen an und das soziale Leben kam fast zum Erliegen. Der völlige Rückzug ins Private führte zur intensiven Beschäftigung mit Zeichnung und Aquarellmalerei. Neben den überragenden weiß gehöhten und Sepiazeichnungen entstanden bildhauerische Arbeiten in Stein und Gips.
1943/44 wurde er dienstverpflichtet bei den Henschel-Flugzeugwerken, und 1945, kurz vor Kriegsende mit 56 Jahren noch zur Luftwaffe eingezogen. Aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen, kam er zurück nach Rangsdorf, wo er entkräftet verstarb.
Die Kampmanns war der Titel einer Ausstellung der Galerie KUNSTFLÜGEL 2010, die das Wirken der großen Künstlerfamilie in den Rangsdorfer Jahren ab 1934 zum Thema hatte.
Gerlinde Förster
© Foto: Privatarchiv Kampmann



